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Noema

Anna Lippmann

Noema von Anna Lippmann




Die kardiosophe Intelligenz bedeutet unseren Aufstieg


Die kardiosophe Intelligenz kennt die Partitur des Kosmos, sie kennt die darin verborgen liegende Harmonie aller multiple webenden Weltenflüsse. Dies macht sie zu einer wesentlichen Größe der Metaphysik. Der Intellekt fokussiert einzelne Tonlagen, um sich sodann zwischen den Noten zu verlieren. Er kann die Interferenz der vielfach erklingenden Noten, die final in einer melodischen Komposition krönen, nicht greifen. Für ihn kann es bloß Unordnung bedeuten. Es muss sich der Intellekt mit dem Herzen in symbiotischer Gemeinschaft verbinden, damit Vernunft in Konnotation der Weisheit entstehen kann. Es ist diese alchemistische Genese, das Geleiten des Intellekts durch das Herz, an deren Ende die Vernunft steht, geborgen im kristallenen Mantel der kardiosophen Intelligenz. Dort angelangt passiert die Transzendenz jener irrtümlichen und zerebralen Welt, die wir einst kultürlich in uns aufnahmen, verrückt uns an jenen Ort, an welchem wir in Heiligkeit gedeihen, im Sanctum reinen Bewusstseins. Wir werden dort primordial authentisch, wir werden berührbar für jede noch gesichtslose Verheißung sakraler Profundität. In der Kulmination jenes kathartischen Geschehens liegt unser Aufstieg.



 

Frühling


Es erwacht der Himmel. Die Sonne darin steht auf. Ihre Strahlen tasten nach blasser Haut und melancholischen Köpfen. Sie wirft dort ihr Gold ab, wärmt das erkaltete Herz und sendet leuchtende Glimmer in das noch umwinterte Gemüt.












 

Die Wildwiese - Eine Naturbetrachtung


Auf dir vereinen sich Gräser und Blumen in energischer Opulenz, tanzen Schulter an Schulter einen Reigen primordialer Figuren. Kein Mensch kann dich nach System vermessen. Zuflucht findet bei dir das Getier. Du bist der Hüter des Geheimnisses eines jeden Urbildes. Du mahnst uns zur religāre. Man lässt sich auf dir nieder um Erinnerung zu versuchen, möchte in deinen grünen Armen zur Bürde gewordenes Surrogat abstreifen. Ziviles Stückwerk hat dem Schlag deines Herzens kein Leid anhaben können. Kräftig und unbeirrbar ist er dir geblieben, versöhnt in friedvollen Rhythmen den lichten Tag mit der dunklen Nacht. Ist es möglich ein Kind der Sonne wie du es bist zu bezwingen ? Besteht darin doch das einzige Gesetz, dessen du dich anheim gegeben hast. Ein Zentrum allen Seins bist du.











 

Emergenz und Wissenschaft - ,,Anthropos-Sophia", das Auge der Weisheit


Emergenz ist hochkomplexe Selbstorganisation im Sinne der totalen Integration von Multivalenzen. Zugleich ist sie in ihrer systemischen Geschlossenheit immer auch intelligente Simplizität. Emergenz ist das Phänomen des ,,bíos" schlechthin. Die Wissenschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht jenes Phänomen in logische Begriffe zu überführen, um es für den Intellekt begreifbar zu machen. Sie tut dies aus der Ignoranz dessen, dass sie selbst bloßer Teil des Phänomens ist. Damit hat sie sich zu ihrem eigenen blinden Fleck gestempelt. Sieht der Wissenschaftler nun von den innerhalb des Phänomen der Emergenz sich okkasionell-kristallisierenden Momenten ab, so wird er feststellen, dass er Kurzweiligkeit auszuhalten hat. Denn sobald er zu einem Ergebnis übereingekommen ist, wird dessen Bezugssystem, welches er sich zur Anschauung und Untersuchung wählte, bereits in die nächste Form übergegangen sein.


Es liegt an der Natur der Fluidität des Phänomen der Emergenz, dass der Wissenschaftler im Streben nach logischen Schlussfolgerungen, welche Aussagen über die strukturelle Organisation der zu untersuchenden und der von ihm bloß partiell herausgelösten Teile aus dem gänzlichen Korpus der Emergenz erlauben sollen, versagen muss. Indes wird sich dieser in einem Reduktionismus verfangen und in Erklärungsnot geraten, welche diesen zur Formulierung weiterer Hypothesen aufbrechen lässt, die da bereits den Keim deren Falsifikation in sich tragen, waren diese doch nur auf Kurzfristigkeit hin angelegt.


Allein jenes Schicksal der gemeinen Wissenschaft legt bereits Zeugnis ab von einer emergenten Selbstorganisation von Natur und Mensch. Möchte Wissenschaft nicht in einer eigenes geschaffenen Feedbackschleife verhaften, so muss diese deren analytisch-diskursives Verfahren aufgeben oder dieses zumindest ergänzen. Die analytisch-diskursive Ergründung von Leben, und auch Sachverhalte subsumieren sich hierunter, muss um eine holistisch-transaktionelle Systemik erweitert werden, wie sie beispielsweise von Luhmann für die Soziologie gedacht worden ist.


Alle geoffenbarten Heilswege sehen es vor, dass das Leben in einer organischen Unität begriffen wird, all das was davon abfällt krankt. Insbesondere Wissenschaft muss zu des Menschen organismisch-seelisch-geistigen Erfahrungen passen und darf diesen nicht zuletzt als Konsequenz deren intellegiblen Praxisferne an die illusionäre Geisterei verschenken. Andernfalls wird die emergente Selbstorganisation von Natur und Mensch pertubiert werden und zu einer Tabanidae, welcher sich das Leben alsbald durch intelligenten und vielgestaltigen Interventionismus entledigt. Dies macht besonders akademische Wissenschaft teils zu einer fragwürdigen Fakultät und es stellt sich die Frage, ob es denn nicht sinnvoller wäre daher von Beginn an in struktureller Kopplung mit intelligenter Emergenz zu leben. So ist der Mensch stets ein Teil dieser und wird früher oder später von ihr in wohlverstandene Ordnung geleitet.


Es ist die zivile Somnolenz die auf den Menschen übergegangen ist, dass dieser hierzu zwar primordial jedoch nun nicht mehr umstandslos in der Lage ist, sondern dieser durch diverse Geschichten seiner kreativen Leiden, die er purgativ durchschreitet, auf dessen seelisch-emotionale Fragmentierung aufmerksam gemacht werden muss. Jene seelisch-emotionale Fragmentierung wird nicht zuletzt durch analytisch-diskursive Annäherung der Wissenschaft an das ,,bíos" begünstigt und zementiert. Ihr primärer und bestimmender Mechanismus ist ein fotografischer und daher für sich alleinig für einen Begriff des dynamischen ,,bios" schlicht unbrauchbar. Eine Erweiterung des analytischen Instrumentarium der gemeinen Wissenschaft um ein holistisch-transaktionelles und weitsichtiges Auge, ließe einen ,,bíos logos" zur ,,bíos sophia" werden.



 

Zur Dringlichkeit der Zeit


Was nützt uns eine Welt, in der wir die Ursachen für das Handeln und Denken der Mehrheit der Menschen nicht verstehen ? An welchen Schrauben soll man drehen, wenn die Akzeptanz des Nächsten an der egozentrischen Wahrnehmung scheitert ? Mit besserem Beispiel voran, dem Kopf durch die Wand, die Mauern des Denkens von innen nach außen einreißen ? Selbstlimitationen waren immer schon obsolet und sind es heute mehr als je zuvor in Anbetracht der Dringlichkeit der Zeit. Die wartet nicht, hat ihre Koffer längst gepackt, denn sie hat es eilig. Aber wäre eine Welt, in welcher wir die Ursachen für das Handeln und Denken der Mehrheit der Menschen verstehen nicht prosaisch ? Wo bliebe das Geheimnis ?


Alles was dem modernen Menschen lieb geworden ist. Zahlen, Daten, Normen, DIN´s, Verordnungen, Tabellen, Formeln, Rechte, Gesetze. All das inspirierende das in´s Herz trifft. Da fehlt es auf fachlicher Ebene an Geheimnissen - Wirtschaftsprüfungen - Dort suchen sich die raren Samen der Revolution den Boden, um zu gedeihen, um vielleicht noch einen Sinn hinter so mancher Hürde zu erblicken. Aber sie haben nicht damit gerechnet das ihre Fakultätsanstalt sich niemals deren Wachstum auf die Agenda geschrieben hat.


Wie verbindet man die Energie der Jugend mit Fachkräftemangel, Klimawandel und ergrauten Chefs ? - Fachkräftemangel - Hoffentlich eilt uns da baldig die KI im Schulterschluss zur Hilfe. Lange genug hatte die ihre Gürkchen auf den Augen in den Gemächern des Silicon Valley. Klimarevolutionäre sollten sich hüten vor der Hybris, eine kollabierende Erde ausschließlich als deren ganz persönliches und anthropogenes Machwerk anzusehen. Soviel Kunstfertigkeit besitzen diese nicht. Und den grauhaarigen Chefs könnten wir uns mittels ein paar bunter Colorationen aus dem Drogeriemarkt entledigen, zur Verjüngung deren seniler Ansinnen.



Um die Nächstenliebe ist es nicht gut bestellt. Agape, Philia und Eros findet der Sehnsüchtige allenfalls noch in den angejahrten Büchern der großen Dichter und Denker. Dort kann er seinem Kommerzschmerz freien Lauf lassen. Aber bloß nicht zu nass ! Das Zellulosepapier könnte sich irreversibel auflösen und dies gilt es als Zeugnis einer einstigen begrünten Welt gut zu erhalten, denn Bäume sind bald beständig bestandslos.


Und wie steht es mit den Evasionsheloten und deren werktäglicher trivialer Verrichtungen? - Triviale Verrichtungen - Ist es das Problem, Dinge des Alltäglichen als solche abzutun ? Pornographie, Betäubungsmittel, kränkliche Lebensmittel, Social Media, der leicht zugängliche Beischlaf. Uns steht eine Mannigfaltigkeit an Angeboten zur Verfügung. Unendliche Möglichkeiten der aufgepeitschten Zeitvertreibe. Jeden Tag können wir unter Strom stehen. Langeweile. Wie haben wir diese verlernt, wie ist uns diese missliebig gewesen. Verinnerlichung und dann die Veräußerlichung. Innehalten und dann der Aufbruch. Passivität und dann die Aktivität. Erinnert sich niemand mehr daran ? Hat es überhaupt jemand jemals gewusst ? Kann man doch mit kleinsten Entscheidungen großes bewirken, wenn die Energie dahinter die Richtige ist. Nicht die Leichtere, die Einfachere, die dem Phlegmatiker bequemere.



Wo stünde die Welt, würden die Menschen sich von Starkregen-Indoktrinationen und Heteronomie-Katastrophen allemal frei machen ? Würde all die Energie und Enge der solipsistischen und blindlingsen Nichtnutzunternehmen in etwas mit wirklicher Substanz transferiert ? Wofür lebt der Mensch heute ? Unsere Großeltern arbeiteten noch aus einer Selbstverständlichkeit für einen wenn auch inzwischen abgetragenen Begriff des Wohlergehens ihrer Kinder. Die Kirche hat ihre Deutungshoheit eingebüßt. Die dörfliche Sozialstruktur ist abgehängt worden durch eigenartige und vulgäre Tänze im virtuellen Raum, statt der Trachtenkapelle. Mag der Sehnsüchtige auch Trost in Büchern finden so scheint es doch erfüllender etwas hervorzubringen, was im ,,Real-Life" die authentischen Bedürfnisse des Menschen befriedigte. Was aber sind jene authentischen Bedürfnisse des Menschen ? Kennt der Mensch sie noch ?


In der ersten Welt sich auf die Straße kleben aus Angst seinen studierten Erste-Welt-Beruf bald nicht mehr ausüben zu können wird nichts bewirken als den Argwohn jener Menschen, die man in den Booten der eigenen Armada bräuchte.


Gute Rhetorik verlässt sich nicht allein auf ihren Oberflächenglanz. Sie schließt das Wesen der Empathie mit ein, macht es sich inhärent. Wir brauchen keine Mikrokosmos-Sophisten, wir brauchen allzu menschliche Menschen. Daraus erwächst wahrhaftiges Verständnis. Dann braucht es keine fehlende Geduld mehr. Die Rhetorik gibt die Initiation. Die Gemeinschaft wird am Ende über sie triumphieren, denn ihre Worte inkorporieren nun einen Jeden, der Mensch aber macht aus ihnen sein Handeln.


 

Auf Sehnsüchten sitzen geblieben sein, mit abgesenktem Haupt im Bücherstaub. Den Bücherstaub bräuchte der Sehnsüchtige dann nicht mehr, seine essentiellen Fragen hätten ja nun endlich eine Antwort. Die Mühle des Unglücks hätte an Rotationskraft verloren und die darin Getrimmten würden in die Boote der Sehnsüchtigen gespült um dort gemeinsam sehnsüchtig zu werden. Die Armada der Sehnsüchtigen wäre geboren.


Ein alter Spruch besagt, unter Druck entstünden Diamanten. Welch ein zauberlicher Pathos. Aber unter Druck können Tore geöffnet werden, die man vorher in der eigenen Betriebsblindheit übersehen hätte. Und diesen Druck spürt der Mensch, gleichwie er ihn verortet. Es ist das Gefühl nicht mehr Schritt zu halten mit der Zeit, die sich aufmacht mit unseren Sehnsüchten in ihren schweren Koffern, ohne jemals ihre Rückreise anzudenken.


Der Mensch hält sich viel zu sehr in und auf gewohntem Terrain auf. Dabei pulsiert das Leben außerhalb diverser Grenzen so anziehend, dass man es förmlich spürt. Man umgibt sich zu wenig mit dem Fremden, dem Unbekannten, möchte sich damit keinesfalls vermengen, aus Angst, sich darin zu verlieren. Was aber wenn der Mensch genau und vielleicht ausschließlich dort seine Sehnsüchte resonieren erlebt, nur dort die in sich mit getragene Stimme des Versprechens auf ihre Erfüllung trifft ?



 

Das Vermögen des Ästhetisches Denkens


Ästhetisches Denken entspricht dem integralen Denken. Es ist multivalent, perspektiv variabel und ist sich des Unterschieds zwischen faktischer Wahrheit und psychologischer Wahrheit bewusst. Wohlverstandenes ästhetisches Denken ist wirksamste Verhütung gegen Schattenfiguren, die falsche Realitäten gaukeln. Ästhetisches Denken entspricht zudem der logischen Weitsichtigkeit. Nicht zu verwechseln mit dem Wesen der Vision. Der Visionär nimmt die interaktive Figuration potenter Archetypen wahr. Der Logiker extrapoliert kohärente Sachsätze.



 

Synästhesie


Mathematik kann verstanden werden als synästhesierte Sprache und Sprache kann verstanden werden als synästhesierte Mathematik. Dyskalkiker und Dyslexiker gibt es folglich nur bedingt.


 

Das Menschlein und das Kollektiv


Ohne innere Disziplin und geistige Hygiene wird das Menschlein mitgerissen von Trends, Umfrageergebnissen, der Macht der Masse und den offenkundigen Vorlieben und Abneigungen des konsensualen Kollektiv. Das heißt nicht, dass das Menschlein in dessen Meinungen unnachgiebig sein müsse, aber es heißt schon, dass es seine eigene Wahrheit unbedingt achten und zu ihr stehen sollte. Wenn das bedeutet gegen einen Strom zu schwimmen oder einer Führerrolle zu entsagen, dann ist es genau das, was Notwendigkeit tut, vorausgesetzt, Haltung kongruiert mit Wahrheit. Erfolg kommt nicht durch Zwang, sondern durch Eroberung der Herzen und des Geistes der Menschlein durch des Menschlein Authentizität.



 

Der durchschnittliche Vitalitätsbürger


Weder tot noch lebendig ist der durchschnittliche Vitalitätsbürger.


 

Fürsorger, das Glück und das Unglück


Beinahe ein jeder gerät im Laufe seines Lebens unter die Fittiche eines Fürsorgers, dessen Antrieb aus einer eigennützigen oder edelmütigen Natur hervorgehen kann. Dabei kann der Mensch verzerren oder er findet durch die Hand seines Fürsorgers in seine glückliche Form, die ohne diesen vielleicht unentdeckt geblieben wäre oder für deren Eintritt mehr Zeit erforderlich gewesen wäre. Auch kann nur der bereits in seine glückliche Form gefundene Fürsorger dem verzerrten Menschen eine Leuchte auf dessen verlorenem Weg nach Hause sein. Geistig-seelische Irritationen nehmen sonst ihre Vervielfältigung auf, bringen diesen ab von seinem Weg und zeitigen sein Unglück.



 

Der diskrete Amoklauf der blinden Flecken und der Stumpfsinn der behavioristischen Sozialtechnik


Der diskrete Amoklauf der blinden Flecken. Der Introspekteur streift den Taucheranzug über den Körper, bereit diese zu entwaffnen. Er begegnet kryptischen Gestalten, Versunkenheiten psychologischer Struktur. Doch ehe diesem eine heilende Antwort widerfährt, trifft ihn die Hybris der akademisch Gelehrten und deren Stumpfsinn der behavioristischen Sozialtechnik.


 

An das Wiedererinnern der Frau - Und des Mannes


Expertokratisierung, Leistungsmasochismus, funktionale Subjektivität. Das sind die wahr gewordenen Perversionen eines Zeitgeistes in technokratischer Zwangsjacke, die Hybris megalomaner Androzentriker. In der westlichen Welt wird der reine Wissenschaftler oft zum Menschlichkeitsmaßstab, als wäre eine Eisbank das Paradies irdischer Üppigkeit. Keine Angst vor Physikern und Mathematikern. Die meisten von ihnen haben den Kontakt zu ihrer Seele behalten. Fürchten wir uns aber vor Anhängern der Technologie, internationalen Geschäftsleuten ohne innerliches Leben und diejenigen unter den Politikern, die bloß wandelnde Ideenmaschinen sind. Das heißt nicht, dass wir sagen sollen: ,,Wir pfeifen auf eure Techniken und Rationalisierungsmaßnahmen", was ebenso töricht wäre, als wollte man ein Haus ohne Wasserwaage bauen. Als gefährlich zu betrachten sind aber jene modernen Androzentriker, die von ihren affektiven Wurzeln getrennt wurden und sich in unpassenden, unmenschlichen Abstraktionen verirrt haben. Die größte Gefahr besteht darin, dass sie sich dieses Unbewusstseins nicht bewusst sind. Oder wie es Adorno einst formulierte: ,,Ist einmal die letzte emotionale Spur getilgt, bleibt vom Denken einzig die absolute Tautologie übrig." oder auch: bleibt einzig eine machiavellistische Unverschämtheit übrig."


Technokratie, Erziehung und Sozialisation haben die Frau und deren inhärentes Wesen unter einer reinen Symbolexistenz begraben. Unter anderem haben sich Männer und Frauen noch nie so sehr gesucht wie heute. Die Erneuerung der Welt hängt von derjenigen der Frau ab. Der Mann betrügt die Frau unbewusst, da er auf ihre Kosten Angstgefühle unterhält. Die Frau aber betrügt sich selbst, indem sie unfreiwillig zur Komplizin seiner Angst wird. Warum betrügt, verlässt und vor allem warum fürchtet man(n) die Frau?


Kritik und Dekonstruktion an der Sprache, dem Weltbild sowie dem Etablierten, der Versuch, neue gesellschaftliche Diskurse zu initiieren und die Welt von Irrtümern zu bereinigen, darin kannte sich der Poststrukturalist des 20. Jahrhunderts, Jacques Derrida, vortrefflich aus. Die Idee des Poststrukturalismus hat sich jedoch längst pervertiert, ist in die Fuchteln der Falschen geraten und statt die Welt von Irrtümern zu bereinigen wird der Irrtum nun zum Steckenpferd eines jeden. Unsere Vorstellungen von den Geschlechtern konstruieren mehr oder weniger unsere heutige Wirklichkeit. Aber dieser Konstruktionsvorgang ist an sich in einem großen Irrtum gefangen. Und dieser Irrtum reicht bis in die tiefsten Bereiche der menschlichen Seele, deren Gesicht zunehmend entstellt ist. Der Psychologe Pierre Daco beschreibt es auch als die Affektivität, die in einem Zeitgeist, in welchem die Sache mit dem Nutzen verknüpft sein muss, zum Rudiment verkommt. Und diese Separation von Geist und Seele führt, weil aus der Einheit gerissen, zum pathologischen und sympathikotonen Neuzeitmenschen, der seinen Frust, seine Wut und seine Bitterkeit darüber ständig auf neue Mühlen der Reproduktion seines ihm so gut vertrauten Sentiments lenkt.


,,Les Fleurs du Sommeil”, von Achille Theodore Cesbron
,,Les Fleurs du Sommeil”, von Achille Theodore Cesbron
 

Der Winkelzug des Intendanten - Demokratien verabscheuen diesen Schmäh!


,,Während sich also die Information als bloße Wiederspiegelung der Realität geriert und damit das Moment der Anpassung absolut setzt, da nichts an der Information über das je Vorfindliche hinausweisen darf, setzt sich im Cliché ein Geistiges, der Begriff, absolut und subsumiert umstandslos alles unter sich, ohne noch einen anpassenden Abgleich mit der Realität zu vollziehen. So treten an die Stelle prozeßhafter Verhältnisse zwischen Subjekt und Objekt verdinglichte Bewußtseinsformen, die keine Veränderung mehr erlauben. Der „Geist der Halbbildung (ist damit) auf den Konformismus vereidigt“ (ebd.,S.115), aus ihm verschwinden sämtlich die für Bildung einst konstitutiven Elemente der Kritik am oder kritischen Distanz zum Gegebenen. Anstatt dass das Subjekt mittels denkender Erfahrung und aufschließendem Begriff über die schlechte Realität hinausweist, wird es von den ‚Wahnsystemen‘ der Halbbildung mit Schematas zur Bewältigung dieser Realität beliefert und vollzieht damit den „Kurzschluß in Permanenz.“"


Auszug aus: Harald Bierbaum: Die Theorie der Halbbildung Adornos – ein soziologischer Text


 

,,Das Zählen verleiht der Gier das Gewand der Rationalität"


Ein philosophisches Rätsel für alle Hobby-Philosophen, die für einen Augenblick vom garstigen politischen Lied ablassen wollen.


Ein Mann sitzt an Weihnachten mit seiner Tochter, nennen wir sie Claudia, im Bergbauernhof, nahe Esel, Ochse und Krippe, als ihn eine hinterlistige Idee überkommt:


„Schau mal, Claudia: Du sitzt auf einem Stuhl, ich sitze auf einem Stuhl, und hier neben mir steht noch ein Stuhl. Das sind drei Stühle. Wie du siehst, kann ich bis drei zählen. Ich wette mit dir um ein Auto als Weihnachtsgeschenk, dass du das nicht schaffst.“ 


„Topp, die Wette gilt“, rief Claudia siegesgewiss, obwohl sie die philosophische Verschlagenheit ihres Vaters doch kennen sollte. 


„Na gut. Siehst du dort draußen auf der Wiese das Pferd, die Kuh und den herumtollenden Hund? Wie viele sind das?“ 


„Drei“, antwortete Claudia gelassen. „Drei was?“ 


Ein kurzer Augenblick des Nachdenkens: „Drei Tiere.“ 


„Moment“, entgegnete ich, „das ist aber ein fauler Trick. Wir hatten uns darauf verständigt, dass sich dort draußen ein Pferd, eine Kuh und ein Hund befinden. Und jetzt zählst du nicht dieses Pferd, diese Kuh und diesen Hund, sondern drei Tiere.“ 


„Das ist doch dasselbe“, meinte Claudia. 


„Okay“, antwortete ich.


„Das gibt für mich billige Weihnachten. Du wünschst dir ein Auto, und ich schenke dir ein Fahrrad. Und wenn du ein langes Gesicht ziehst, sage ich: Fahrrad oder Auto, das ist doch dasselbe; beides sind Fahrzeuge.“


Nun steht Claudia bis Weihnachten vor einem schwierigen Problem: Sie muss Pferd, Kuh und Hund zählen, ohne dasselbe daraus zu machen, denn andernfalls sind auch Rad und Auto einerlei.


 

Am Rande sei erwähnt, dass der große scholastische Philosoph Thomas von Aquin, der Heilige Thomas, bei einer Messe in der Vorweihnachtszeit, am 6. Dezember 1273, plötzlich in den Abgrund dieser Fragestellung blickte und einen Zusammenbruch erlitt, der ihn fortan daran hinderte, seinem Schreiber nur noch eine einzige philosophische Zeile zu diktieren.

Auch ich kann das Problem nicht lösen. So bleibt mir als versöhnlicher Abschluss nur ein Zitat Peter Robes: „Das Zählen verleiht der Gier das Gewand der Rationalität.“

Anmerkung: Um die Importanz dieses philosophischen Rätsels auch für vermeintlich alltäglich und trivial stattfindende Entscheidungen hervorzuheben, möchte ich folgende Frage stellen: Wie löst die Corona-Politik mitsamt ihrer unfehlbaren Expertokraten das Rätsel? Können alle Menschen, denen man kurz vor ihrem Ableben das Virus nachweisen konnte, auch tatsächlich als an COVID-19-Verstorbene bezeichnet werden? Oder hat Claudia in ihrer Rechnung die bereits Vorerkrankten ausgelassen, denen bei zwar ähnlicher Pathogenese und Agonie doch ganz unterschiedliche Entstehungsursachen zugrunde liegen?

Das Ähnliche und das Gleiche sind nicht das selbe. Auch wenn standardisierte Zählverfahren diesen Unterschied immer wieder gerne missachten. Zahlen müssen jeder Form von Obskurität Einhalt gebieten und sollten eine möglichst objektive Realität abbilden, sonst müsste man es mit dem Ausspruch des Philosophen Thomas von Aquin halten: ,,Das Wesen Sokrates ist nicht Sokrates“ hier: ,,Das Wesen der Zahl ist länger nicht nur das Wesen der Zahl.“


 

Der Dilettant im Bundestag


Er ist der mit der monarchistischen Marotte. Der Nachtwächter der die ganze Nacht über schläft, weil er sich für ein verkanntes Genie hält. Am liebsten hätte er es, wenn er ständig von einem ganzen Chor umgeben wäre, der das Hohelied seiner Lobpreisung schmettert. Wenn es dann niemand tut, erledigt er es einfach selbst. Vom Konsum alltäglicher Drogen sieht er ab. Stattdessen verpasst er sich im Angesicht der alles verschlingenden Tristesse eine Überdosis Ich-Besoffenheit.


Als Angestellter oder Untergebener ist er völlig untauglich, wie er auch als Arbeitgeber oder Vorgesetzter völlig unbrauchbar ist. Eigentlich ist er für das ganze Berufsleben völlig unnütz. Daher thront er jetzt im Bundestag, wo Qualifikation eher obstruktiv wäre, Repräsentation aber alles ist. Er laboriert an Kehlkopfbeschwerden, Halsentzündungen und Heiserkeit. Sein Nadelstreifenanzug erscheint so zuhältermäßig, dass selbst ein Zuhälter sich für einen grünen Jungen hielte. Er bezeichnet sich als generös und altruistisch. In der Tat gibt er mit vollen Händen: Zeit, die er anderen gestohlen hat, Geld, das ihm nicht gehört und Wissen, das er nicht eigenständig studiert hat. Geld spielt für ihn keine Rolle, er hat es aus welch dubiosen Quellen auch immer. Wer ihn in irgendeiner banalen Stampe oder womöglich gar in der Gemenge auf einem Volksfest sucht, kann von vornherein aufgeben. Igitt, Volk! Da glotzt er lieber erhobenen Hauptes in die Ferne, Staatsgeschäft im Blick!


 

Unser öffentlich-rechtlicher Rundfunk


Man mag annehmen es gäbe keinen sichereren Weg Informationen weltweit zu verbreiten, als diese einem Intendant unter dem Siegel unbedingter Verschwiegenheit anzuvertrauen. Wichtigste politische Geheimmeldungen verbreiten sich in Sekundenschnelle auf dem ganzen Erdball. Doch hier hat der Philister nicht zu Ende gedacht. Dies gilt nämlich ausnahmslos für den geschwätzigen Waschweibertratsch. Die Großkonzerne stehen rallig daneben und akklamieren sich die Hände wund: Lang lebe die Prostituierte des exorbitanten Boulevardjournalismus!


 

Die Kleptokratie der binären Geschlechter


Die Geschichte der vermeintlichen Emanzipation der Frau ist bemerkenswert und feiert einige Siegeszüge. Heute kämpft sie für Frauenquoten, unrasierte Beine, Abtreibungsrechte. Sie besucht den androzentrischen Akrobatikkurs und akklamiert sich selbst, nachdem sie dem nächsten Rivalen wirksam das Testosteron entzogen hat. Aber macht sie sich damit nicht ebenfalls zur Komplizin jener Kleptokratie zwischen Mann und Frau, die sie so sehr verabscheut? Inwiefern unterscheiden sich ihre Gebaren im Kampf der binären Geschlechter von der Hybris megalomaner Androzentriker ? Findet sie sich selbst eigentlich ungustiös ?


 

Die Argentosophie


Die Argentosophie (frz. argent: Geld) ist eine Form der Kosmologie. Die griechische Kosmologie genießt einen gewissen Bekanntheitsgrad etwa in ihrer Ausprägung bei Empedokles, der Feuer, Erde, Wasser und Luft zu den Grundelementen des Kosmos zählte. Damit näherte er sich modernen naturwissenschaftlichen Auffassungen, die mit verfeinerten Methoden zu einer genaueren und stichhaltigeren Unterscheidung von Grundelementen gelangen.


Die Argentosophen hingegen halten in gewollter Naivität den Kosmos für eine Art Markt, der aus den Bewegungen von Werteinheiten zusammengesetzt sein soll. Insbesondere in politischen Kreisen erfreut sich diese argentosophische Weltanschauung höchster Beliebtheit. Sie führt zu politischen Denkmodellen, denen man eine gewisse Einfachheit nicht absprechen möchte. Gesellschaftliche Probleme erscheinen als eine Art Automat: Auf der einen Seite wirft man Geld ein, auf der anderen Seite kommen die gewünschten gesellschaftlichen und sozialen Konditionen heraus. Rückgang und Geburtenrate ? Man muss auf der einen Seite nur genügend Kindergeld einwerfen, dann erscheint auf der anderen Seite eine kinderfreundliche Gesellschaft. In Wahrheit verhält es sich mit der argentosophischen Welt aber wohl umgekehrt: Auf der einen Seite werden Menschen, Menschlichkeit und Kinderfreundlichkeit eingeworfen und auf der anderen Seite kommt Geld heraus.


Die Argentosophie umfasst zahlreiche rigide Anhänger, deren Stellungsnahmen den merkwürdigen Eindruck hervorrufen, sie seien als Baby von einer Maschine gesäugt worden, die nur Milch abgibt, wenn man Geld einwirft. Sie scheinen ausschließlich zwei Lebenskonditionen für wesentlich zu halten: ,,Das kostet Geld" und ,,das bringt Geld". Mit den einstigen anthroposophischen Überzeugungen hat das wenig zu tun. Es ist ziemlich genau das Gegenteil. Argentosophie und Anthroposophie sind eklatant entgegensetzte und unvereinbare Lebenseinstellungen.


,,The Moneylender and his Wife”, von Massysm Quentin
,,The Moneylender and his Wife”, von Massysm Quentin
 

,,Die kreative Person ist ein Meister des Mutes"


Christian Andersen hat mit seinem berühmten Kunstmärchen ,,Des Kaisers neue Kleider" einen wichtigen Weckruf an das müde Bewusstsein der Menschen gerichtet. Einen Appell an den Gebrauch der eigenen Vernunft, fernab von kollektivem Wahnsinn. Der Psychologe Alberto Villoldo schreibt in seinem Buch ,,Mutiges Träumen. Wie Schamanen Realitäten erträumen.": ,,Die kreative Person ist ein Meister des Mutes. Er ist der einzige in der Menge, der schreit, dass der Kaiser nackt ist, wenn sich sonst niemand traut zu sprechen. Er kann das, weil er sich und seinem Traum treu bleibt und keine Angst hat. Vielleicht ist er weder Tänzer noch Dichter, aber er lebt sein Leben wie ein Künstler. Er gibt sich der Kraft der Kreativität hin und sieht das Schöne überall."


 

Die Technokratie lässt den Menschen die Humilitas vergessen


Passiert ihr das versehentlich oder wohl intendiert? Polykrates konnte nicht glücklich sein über seinen wunderschönen Ring, weil er ständig in Angst lebte, er könnte ihn verlieren. Die Menschen heute können und wollen nicht mehr leben, da sie Angst haben, sie könnten dieses Leben an einen infamen Virus verlieren.


 

Von der Pervertierung der Werte zum Leistungsmasochismus einer neoliberalen Gesellschaft


,,Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend." - Mark Twain


Erziehung kann verstanden werden als eine barbarische Intervention in die Selbstverwirklichung des heranwachsenden Menschen. Der Mensch wird ja schon früh unterrichtet, dass er keine Überlebenschancen hat, wenn er zu direkt und zu gehemmt seinem Drang nach Lebensfreude nachgeht. Daher gewöhnt er sich an diesen selbst zu unterdrücken und sich jene Ideale zu eigen zu machen, die man ihm unter Strafdrohung anbietet. Im Laufe der Zeit werden ihm Gehorsam und Pflicht zur zweiten Natur, denn sie ersparen ihm den Konflikt mit der brachialen fordernden Umwelt, ja schließlich wird ihm sogar die eigene Lebensfreude suspekt, weil man sie ihm als egoistisch, unmoralisch oder unsozial angeprangert und ausgeprügelt hat. Mit dieser Pervertierung der Werte aber schwinden seine Chancen auf ein erfülltes, glückliches Leben.


In ,,Erziehung nach Auschwitz" von Theodor Adorno werden die zunehmende Technokratisierung der Welt, materielles Glück als allmächtiges und modernes Heilsversprechen und das Streben nach Sicherheit einer sympathikotonen Gesellschaft, beschrieben. Die Pädagogik von heute behauptet gerne sie hätte die Zeit des Behaviorismus hinter sich gelassen. Es wird anerkannt, dass der Mensch mehr als ein Pawlowscher Hund ist, er über eine Willenskraft, der Anstrengung zur Mündigkeit und der Bereitschaft zur Selbstreflexion verfügt. Aber kann der Mensch das Wesen des Behaviorismus in all seinen Konsequenzen überwunden haben in einer Zeit, in welcher er perforiert wird durch das leistungsmasochistische Credo einer neoliberalen Gesellschaft? Oder mit den Worten Kant's gefragt: ,,Wie kultiviert man die Freiheit bei dem Zwange ?"


Wenn Erziehung nur systemkonforme Subjekte hervorbringen kann, dann muss man sich doch die Frage stellen, wem sie eigentlich wirklich dient. Erich Fromm sprach in diesem Zusammenhang immer vom „angepassten Menschen“. Er sagte einmal, dass nicht die vermeintlich Gesunden gesund sind, sondern das der Kranke, der, der seinen Schmerz erkennt, dass dieser Mensch gesund sei und dass die anderen Menschen, die, die schon gar nicht mehr merken wie angepasst sie sind, dass genau diese Menschen krank sind. Dieser melodramatische Defätismus hat seine Begründung. Und weil das natürlich dem Kranken, dem angepassten Menschen nicht schmeckt, negiert er solches oder tut es als Blödsinn ab. Unsere Gesellschaft konditioniert unsere seelischen Krankheiten, weil sie den angepassten Menschen, den Informationssoldaten, den Arbeitssoldaten, den Parteisoldaten, den Hierarchiegläubigen, den Religionsfetischisten, den Schuldenmacher und den Bedürfnissüchtigen produziert.


Unsere Gesellschaft ist krank. Das wusste auch schon der Autor Ken Kesey der Filmgeschichte ,,Einer flog über das Kuckucksnest" mit Jack Nicholson. Wir alle, im Verbund der ganzen Menschheit machen diese Gesellschaft krank. Allerdings sind wir auf eine Weise krank, die wir als gesund erachten und wir denken, bei einem gesunden Menschen, dass dieser krank sei. Der Leipziger Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz spricht hier vom Normopathen. Normopathen leiden an der Normopathie, ohne dies allerdings auch nur ansatzweise zu erkennen.


,,Auf der kulturellen Ebene kann man den Narzissmus an einem Verlust menschlicher Werte erkennen, an einem Fehlen des Interesses für die Umwelt, an der Lebensqualität, an den Mitmenschen. Eine Gesellschaft, die die natürliche Umwelt dem Profit und der Macht opfert, verrät, dass sie für menschliche Bedürfnisse unempfindlich ist. Wenn Reichtum einen höheren Rang einnimmt als Weisheit, wenn Bekanntheit mehr bewundert wird als Würde, wenn Erfolg wichtiger ist als Selbstachtung, überbewertet die Kultur selbst das ,,Image“ und man muss sie als narzisstisch ansehen.“ Narzissmus - Die Verleugnung des wahren Selbst (1992), Alexander Lowen


 

Glücksfähigkeit in der Spätmoderne


Glück. Die meisten stellen es sich vor wie die Schatzsuche eines betreuten Kindergeburtstages. Dazwischen eine konstant verlaufende Gerade, die zu einem ewigen Kontinuum der Glückseligkeit führt. Damit man nicht vom Weg abkommt, wird ein Patentrezept erbeten, welches einen unversehrt an der Robinsonade vorbei zu lotsen hat. Nimmermehr würden sonst die von Angst geleiteten Neurotiker auf den Pfaden der Ungewissheit heimwärts gehen.


 

Der verödete Mensch


Der verödete Mensch verschont seinen wahllosen Fraß nicht um dessen letztes verwestes Gekröse, sein Stoffwechsel gerät aus dem Gleichgewicht, doch das perturbiert ihn mäßig, denn der geistleeren Völlerei ist er bereits versprochener Getreuer. Sein Herzstück hat lange, wenngleich vergebens nach einer nährenden Brust verlangt. Niemand war bereit diesem armen Kümmerling auch nur einen Tropfen stillenden Lebenssaft zu gewähren. Wen sorgt das inkorporale Schallen grauenerregender Jammerlaute, wenn diese mit allerlei zerstreuender Unterhaltungen zum Verhallen gebracht werden können.













 

Die Unverletzlichkeit des Diktums


Der Ökonom diktiert, dass erzieltes Ergebnis und eingesetzte Mittel in einem möglichst günstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis zu stehen haben und der Nutzen dabei größer zu sein hat als die dafür aufgewendeten Kosten. Wer würde der Unverletzlichkeit eines Diktums missfallen wollen ?


 

Souvenir des rar Gewordenen


Sinnlichkeit, die mit einer Sensitivität interferiert und stumpfsinnige Oberflächlichkeit verhütet. Humor, der Weltschmerz und Scham notgedrungen überstehen lässt und aus welchem sich kreative Geistesblitze gebieren, die einer jeden Tristesse Einhalt gebieten. Beobachtungsgabe und Perspektivenwechsel, die einem weitsichtigen Auge zu verdanken sind und die daraus erwachsene Anklage von Missständen, welche die Wurzel ihres Übels an anderen Stellen haben als dort, wo der vermeintlich progressive Gärtner dessen Spaten ansetzt.


 

Intellekt und Devotion


Der in seiner Kulmination beispiellose und uneinnehmbare Begriff von Welt und Kosmos, lässt sich allein durch Befangenheit erahnen. Man stelle sich ein Kaleidoskop vor, bei dem durch mehrfache Spiegelung von bunten Glassteinchen im Innern, die sich durch ein Drehen jeweils anders zusammenfügen, wechselnde geometrische Bilder und Muster erscheinen. Ähnlich blickt der Mensch auf die ihm unbegreifbare Beschaffenheit von Welt und Kosmos. Niemals wird er diese in ihrer Totalität zu fassen bekommen. Es ist ihm einzig und allein gestattet, die ihn immerwährend umgebenden und durchdringenden Nebelschwaden obskuranter Komplexität, durch ein gnädiges Bewusstsein zeitweilig zu lichten.


 ,,Moonlight river landscape with a ruined priory”, von Sebastian Pether
 ,,Moonlight river landscape with a ruined priory”, von Sebastian Pether
 

Wörtliche Bekundungen und das Missverständnis


Ist es denn tragisch, dass es einer unmöglichen Aufgabe gleicht, die wörtlichen Bekundungen von deren bedeutungsvielfältigen Einflüsterungen rein zu halten ? Und wenn ja, ist es nicht die Tragik, hervorgegangen aus dem Missverständnis, welche die unzerstörbare Erinnerung an die Irrationalität und Polyvalenz allen potenten Lebens in sich trägt ?


 

(Hyper-)Vorsicht


Sie sabotiert Chancen und Möglichkeiten. Sie verhindert Erfahrungen, welche obsolet gewordene Glaubensmuster überschreiben könnten. Sie traut sich das Leben nicht zu. Sie misstraut dem Leben. Sie hat das Leben zu ihrem Feind erklärt. Sie ist weder ohnmächtig noch mächtig. Sie verwehrt sich ihre eigene Wahrheit. Sie verirrt sich indes im Dickicht der Wahrheiten anderer. Sie wird weder von den helleren noch von den dunkleren Tagen erreicht. Sie hat vergessen, dass die Inbrunst nur mit dem Höllenfeuer zu haben ist. Sie hat vergessen, dass sie für ihren Rückzug auf den heiteren Ruhepunkt, mit dem ihr innewohnenden Vielklang von Leben bezahlt hat. Sie ist der Zaungast, der all seine Begehren aufgekündigt hat, aus Sorge, das damit verbundene Leid könnte ihn aufzehren. Der Zaungast der nun durch und über all die ihn umgebenden und tragischen Akteure versucht ist, das Leben nicht vollends zu vergessen, es aus der Distanz zu erinnern. Wenn sie nur wüsste, wie die Bescheidenheit sie dabei hat auflaufen lassen.


 

Die diabolische Liaison von Egozentrismus und Manipulation


Ein ausgewogener Egoismus ist für den Erhalt des Menschen unabdingbar, Egozentrismus hingegen seine Perversion. Die Manipulation stellt in diesem Zusammenhang einen schwierigen Begriff dar, ist sie doch unvermeidlich, polyfunktional und nicht immer willkürlich intendiert. Gehen Egozentrismus und Manipulation eine Verbindung einher, bildet sich jene diabolische Liaison, deren Unheil auf denjenigen übergeht, der sich von ihr hat affizieren lassen, statt sich nach den schnörkellosen Namen seiner inhärenten Sehnsüchte zu fragen. Dann arbeitet dieser getroffene Knecht einem Regenten zu, welcher ungehalten und unersättlich durch das Leben stürmt, unfähig, bei sich selbst Halt zu machen und damit für das Versprechen wahrhaftiger Begegnung.





 

Konvolut


Einst sinnverklärende in sich geschlossene Gestalt. Die da Hoffnung auf das Übertreten alles Unheimlichen anbuchstabiert, den Federführer urplötzlich im geschriebenen Wort heimsucht und nacktdiktiert. Auf dem Papier abstrus geformelter, wohlverstandener Zynismus in unverwüstlichen Masken. Des Wahnsinns heilsame Signatur. Vorbehalten aller des Wahnsinns glücklicher Brüder und Schwestern, unglücklichen Wahnsinn stiftend in den Köpfen seiner Spötter.


 

Einfall eines glückseligen Moments


Ist es dir bekannt, wenn du ahnst oder es jetzt in unüberhörbarer Deutlichkeit spürst, du stehst nun unmittelbar an der Schwelle zu einem neuen Kapitel, Seiten werden sich vor dir entblättern, haben nur darauf gewartet, dass du nun durch voran gegangene Episoden die Lexik mitbringst um deren geschriebenen Zeilen in das Netz des Lebens zu weben ?. Plötzlich erhebt man sich um ein ganzes Stück über die Welt, der Geist lichtet sich und so das Leben auf der Erde mitsamt dem ganzen Kosmos. Da passierte einem die Devotion.

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